Street photography ist ein fotografisches Genre, über dessen Grenzen es immer wieder Diskussionen gibt. Was gehört dazu und was nicht? Reicht es, wenn eine Straße zu sehen ist? Müssen Menschen abgebildet sein oder genügt es, den vom Menschen geprägten urbanen Raum zu fotografieren? Müssen die Bilder ungestellt – unposed – sein, sollten die fotografierten Personen also möglichst nicht bemerken, dass sie fotografiert werden? Zählen dann Portrait-Aufnahmen im urbanen Raum nicht zur Street photography?
Diese und ähnliche Fragen sind es, die die Gemüter teils erhitzen und mitunter bis zu gegenseitig erklärtem „Ausschluss“ aus dem Genre führen. Dieses oder jenes sei gar keine „echte“ Street photography…
Ich bin, was diese Fragen angeht, recht entspannt und halte nicht viel von dogmatischen Regeln. Ich persönlich sehe da vielleicht eine Art „Kernbereich“ der Street photography – das sind ungestellte Alltagsszenen mit Menschen im weitestgehend urbanen Umfeld. Ich finde aber, dass auch alles, was sich um diesen Kernbereich drumherum bewegt, kann durchaus diesem Genre zugerechnet werden. Ob also eine Person in die Kamera geblickt hat und folglich mitbekommen hat, dass er fotografiert wurde, ob überhaupt ein Mensch im Bild ist, spielt für mich eher eine untergeordnete Rolle.
Und so ziehe ich also los, mit der Kamera um den Hals und mit wachem Auge immer nach den besonderen kleinen Szenen oder Momenten suchend. Und wenn eine Szenerie beispielsweise einfach nur architektonisch interessant ist oder mich wiederholende Muster oder Linien fesseln, nehme ich auch dies gern auf. Mitunter frage ich auch mal eine Person, ob ich sie fotografieren darf. Oft tue ich dies aber auch nicht.
Letztlich geht es mir darum, dass sich im Laufe der Zeit eine Sammlung an Fotografien ergibt, die ein Bild davon vermittelt, wie es so war, zu dieser Zeit z.B. durch Hamburg zu spazieren. Dabei sollten die Szenen für mich zwar alltäglich, aber doch nicht völlig belanglos und uninteressant sein. Dies gelingt natürlich mal besser und mal weniger gut.
Für diejenigen, die es interessiert: die meisten Fotos in diesem Beitrag sind mit der Fujifilm X-E4 mit dem Fujinon 35mm f/1.4 entstanden: