Heute bin ich abends in der Dunkelheit noch einmal losgezogen. Und zwar in den Wald. Weshalb sollte jemand so etwas tun und was hat das ganze dann auch noch in einem Fotoblog verloren? Hintergrund war, dass ich für ein Fotoprojekt, welches ich mit meinem Töchterlein plane, ein bisschen auskundschaften und ausprobieren wollte. Bäume im Wald mit dem entfesselten Blitz von hinten beleuchten – darum soll es gehen – funktioniert das überhaupt?
Und was soll ich sagen – lange hatte ich beim Fotografieren nicht mehr so viel Spaß. Zunächst war es sehr seltsam, in völliger Dunkelheit durch den Wald zu gehen. Immerhin hatte ich eine Taschenlampe dabei, so dass ich mich wenigstens ein bisschen orientieren konnte. Ansonsten war es genau so, wie man es sich vorstellt: Überall raschelt und knackt es, der Wald führt quasi ein Eigenleben und man fühlt sich als Eindringling in dieser Umgebung – viel mehr, als tagsüber.
Nach einiger Zeit hatte ich ein paar relativ dicht zusammenstehende Bäume gefunden und wollte mich gerade daran machen, meinen Blitz dahinter aufzustellen, da stolperte ich beinahe über diesen schönen Pilz. Im Licht der Taschenlampe kommt die Farbe des Herbstlaubs schön heraus:
Doch nun wurde es Zeit zum Aufstellen des entfesselten Blitzes. Doch was bedeutet überhaupt „entfesselt Blitzen“? Dies ist einfach der klangvolle Name dafür, dass der Blitz nicht direkt auf dem Blitzschuh der Kamera steckt, sondern z.B. über einen Funkauslöser ausgelöst wird und auf diese Weise dort platziert werden kann, wo man ihn haben möchte.
Meine Idee, die mir kürzlich auf dem Heimweg beim Hören eines Podcasts übers Blitzen kam, war nun, nachts und am besten bei nebligem Wetter die Bäume in einem Wald von hinten anzublitzen. Später soll dazu auch noch meine Tochter Marie kommen, die dann ebenfalls vor dem Blitzlicht posieren wird. Heute wollte ich einfach einmal ausprobieren, ob die Idee vielleicht gar nicht so funktioniert, wie gedacht.
Wer mich da im Wald gesehen hätte, wäre wohl sehr verwundert über mich gewesen. Stiefelt da ein Kerl zwischen den Bäumen umher, stellt Dinge von einer Stelle an die nächste und zwischendurch blitzt es immerzu… Zum Glück kam wohl niemand anderes auf die Idee, zu so später Stunde noch durch den Wald zu streifen.
Letztlich hat es gar nicht so schlecht funktioniert. Mit zwei Yongnuo-Funktransceivern, einen auf der Kamera, den anderen unter dem Blitz und manuellen Kameraeinstellungen ging es zur Sache. Zuhause hatte ich die 35mm-Festbrennweite ausgewählt, schließlich sollten ja Bäume bzw. deren Stämme aufs Bild passen. Auch die Blitzeinstellungen habe ich manuell getätigt. Dadurch wurde es ein ziemliches hin und her, für jede Einstellung musste ich ja zum Blitz laufen.
Was habe ich nun mit nach Hause genommen? Zunächst ein paar ganz neue und erfrischende Erfahrungen, dann die Einsicht, dass es auf jeden Fall günstiger ist, jemanden zur Unterstützung dabei zu haben, z.B., um den Blitz in verschiedene Positionen und Ausrichtungen zu bringen. Das kann eine Menge Hin- und Hergelaufe ersparen.
Schwierig war auch das Fokussieren. Letztlich habe ich mit der Taschenlampe immer die Bäume anstrahlen müssen, damit die Kamera genug Licht zum Fokussieren hat. Dann die Taschenlampe ausschalten und die Aufnahme machen. Heute lief das aus der Hand, beim nächsten Mal kommt die Kamera definitiv aufs Stativ.
Auch die Belichtungseinstellungen sind noch nicht optimal. Damit der Pilz im Licht der Taschenlampe gut zur Geltung kommen konnte, musste ich auf ISO 1600 gehen, was im dunklen Hintergrund schon erhebliches Bildrauschen verursachte. Beim nächsten Mal würde ich bei niedrigerem ISO-Wert länger belichten.
Ganz am Ende, als ich gerade nach Hause gehen wollte, stellte sich dann heraus, dass ich doch die ganze Zeit beobachtet wurde: