Analoge SLR – Die Nikon FE2

Schon in den letzten Jahren habe ich immer wieder auf Film fotografiert. Mit der Canon EOS 50e – einer vollautomatischen Spiegelreflexkamera aus der Mitte der Neunziger – und einigen alten EF-Objektiven aus meiner Canon-Zeit war ich zum Beispiel an der niederländischen Nordseeküste oder habe auch mit Schwarzweiß-Film experimentiert, den ich anschließend selbst entwickelt habe.

Im Laufe der letzten zwei Jahre habe ich zunehmend gemerkt, dass mich der besondere Look analoger Fotografien besonders anzieht. Dabei geht es nicht nur um die Körnigkeit, auch die Farben haben eine ganz spezielle Anmutung, der man zwar sicher mit digitaler Bildbearbeitung näher kommen kann, die mir aber doch im analogen Original einfach am besten gefällt.

Allerdings habe ich dann doch festgestellt, dass mich die EOS 50e recht wenig inspiriert. Das moderne EOS-Bedienkonzept mit Autofokus und Blendensteuerung via Rädchen an der Kamera ist einfach zu nahe an dem aktueller Digitalkameras. Die EOS verleitet mich einfach nicht dazu, nach ihr zu greifen, einen Film einzulegen und loszuziehen.

Und so reifte der Entschluss, dass eine klassische analoge Kamera ins Haus muss. Eine mit manuellem Filmtransport, eine mit Drehrädchen für die Belichtungszeiten, eine für Objektive mit Blendenring – eine, die mir Lust darauf macht, mit ihr zu fotografieren.

Neben den leider sehr preisintensiven Leica-Messsucherkameras haben es mir dabei vor allem die alten Spiegelreflexkameras von Nikon angetan. Die Nikon F2 oder F3 sind Klassiker, die schon ikonischen Status genießen. Jedoch sind mir beide Modelle ein wenig zu klobig und schwer. Auch gefallen mir die Kameras der FM- und FE-Serien optisch und auch vom Gesamtpaket her am besten. Ich finde, sie zählen zu den schönsten analogen SLRs, die je gebaut wurden.

Da ich die Kamera aber ja auch wirklich benutzen und nicht in der Vitrine ausstellen wollte, war recht schnell für mich klar, dass es eines der neueren Modelle FM2 oder FE2 werden soll, die mit sehr kurzen möglichen Belichtungszeiten von bis zu 1/4000 Sekunde und einer sehr guten Ausstattung für alle fotografischen Herausforderungen gewappnet sind.

Zugegeben, die FM2 mit ihrer komplett mechanischen Zeitensteuerung ist schon sehr reizvoll. Im Zweifel nicht auf Batterien angewiesen zu sein, ist schon schön. Letztlich hat mich aber das Handling der FE2 bezüglich der Belichtungsmessung doch mehr überzeugt.

Während die FM2 die Belichtung im Sucher eher rudimentär nur über beleuchtete Plus- und Minus-Symbole bzw. einen kleinen Kreis bei korrekter Belichtung anzeigt, hat die FE2 hier eine Belichtungszeiten-Skala mit zwei Nadeln im Sucher. Eine Nadel zeigt dabei die laut Belichtungsmessung und eingestellter Blende korrekte Belichtungszeit an, während die andere Nadel die tatsächlich eingestellte Zeit anzeigt. Dieses System ist so intuitiv und leicht bedienbar, dass es mich auf Anhieb abgeholt hat.

Und so machte ich mich bei den einschlägigen Portalen für gebrauchte Kameras auf die Suche. Das hat sich als gar nicht so einfach herausgestellt, denn viele FE2, die angeboten wurden, waren in schlechtem Zustand – zerkratzt, zerbeult, ohne funktionierenden Belichtungsmesser, mit vergammelten Lichtdichtungen, verdreckten Mattscheiben, korrodierten Batteriekontakten und so weiter…

Letztlich war es ein eBay-Angebot, bei dem ich im Vorfeld den Anbieter angeschrieben habe und dessen zusätzliche Infos rund um die Kamera insgesamt so viel Vertrauen bei mir erweckten, dass ich zugeschlagen habe.

Nachdem die FE2 dann wohlbehalten zusammen mit einem Nikkor 50mm f/1.8 bei mir angekommen war, habe ich sie sogleich unter die Lupe genommen. Äußerlich in hervorragendem Zustand, habe ich dann aber doch schnell bemerkt, dass ich doch noch ein wenig Arbeit in die Kamera stecken musste. Auch hier waren die Lichtdichtungen teilweise hinüber und auch die Spiegeldämpfung war komplett verhärtet und bröselig. Mit dem passenden Schaumstoff für die Dichtungen und den Spiegeldämpfer war aber beides mit überschaubarem Zeitaufwand zu schaffen.

Und nun konnte ich losziehen – zunächst mit dem Nikkor 50mm f/1.8, das mit der FE2 mitkam.

Und ganz schnell war klar: Das ist ein ganz anderes Fotografieren, als mit der EOS 50e. Hier war er, der absolute Gegenpol zu meinen digitalen Kameras und auch zur EOS 50e. Das Einlegen des Films, das Spannen mit dem Filmaufzugshebel, die Geräusche beim Auslösen – der hoch- und wieder herunterklappende Spiegel und der Verschluss – all das war genauso, wie ich es mir erhofft hatte.

Von vornherein war mein Plan, ein noch lichtstärkeres 50mm-Objektiv dazuzukaufen. Nach einiger Recherche war ich immer wieder auf das Voigtländer Nokton 58mm f/1.4 gestoßen, das in allen Berichten und Tests immer wieder auf Begeisterung stieß. Ich hatte das Glück, ein Nokton in gebrauchtem, aber so gut wie neuwertigem Zustand zu einem sehr guten Preis bei einem großen Online-Fotohändler zu erstehen. Dennoch war das Objektiv deutlich teurer als die FE2 selbst. Aber so ist es in der Fotografie – es kommt letztlich immer viel mehr auf die verwendeten Objektive an. Die Kamera ist überspitzt gesagt – im analogen Bereich – nur ein Filmhalter. Natürlich stimmt das nicht so ganz – letztlich bringt die Kamera ja die Belichtungsmessung und den Verschluss mit und ist ganz entscheidend für die Bedienung und Ergonomie des gesamten Systems. Aber für die Bildqualität und -anmutung ist das Objektiv dann doch wichtiger. Ich bin jedenfalls mit der Kombination aus FE2 und dem Nokton 58mm sehr zufrieden. Kamera und Objektiv ergänzen sich mit einer ganz wunderbaren Verarbeitung und es macht einfach Spaß, damit loszuziehen und Fotos zu machen. 

Mittlerweile sind auch noch ein paar weitere gute Objektive zur Nikon hinzugekommen, die eine recht große Bandbreite an Brennweiten abdecken. Insgesamt sind es nun folgende Linsen:

  • das Nikkor 20mm f/3.5 AiS
  • das Nikkor 28mm f/2.8 AiS
  • das Nikkor 35mm f/2.0 AiS
  • das Nikkor 50mm f/1.8 AiS
  • das Voigtländer Nokton 58mm f/1.4 für Nikon F
  • das Nikkor 85mm f/2.0 AiS
  • das Nikkor 105mm f/2.5 AiS
  • das Tokina 70-200mm f/4

Allesamt Objektive, die einen sehr guten Ruf haben und eine ordentliche bis hervorragende Abbildungsqualität bieten. Und irgendwie hatte ich das Glück, dass ich jeweils für einen sehr günstigen Preis an die Objektive gekommen bin. Das beste Schnäppchen war dabei wohl das Nikkor 85mm, das ich zusammen mit einem Filterset und einer analogen Point&Shoot-Kamera von Konica für insgesamt 25 EUR in einer Flohmarkt-Scheune erstanden habe!

Seitdem ich sie habe, bereichert die FE2 meine Fotoausrüstung und wird immer wieder ausgewählt, wenn es auf Fototour geht – zum Beispiel zuletzt im Pietzmoor. In diesem Jahr habe ich letztlich deutlich häufiger auf Film fotografiert als digital. Und im Österreich-Urlaub in diesem Sommer habe ich einfach komplett auf die analoge Fotografie gesetzt und ausschließlich mit der FE2 auf Kodak Gold fotografiert.

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